Caruso zum Abendbrot – Stimmungswechsel auf Italienisch

Meine Kinder und ich wohnen im sogenannten „ländlichen Raum“, bei uns sagen sich noch Fuchs und Hase gute Nacht. ICH LIEBE ES! Als wir im August die 3 Wochen an der Ostsee waren, fand ich es dort auch unheimlich schön, aber in der Hochsaison sind hier immer sehr viele Menschen unterwegs gewesen. Daher habe ich mich in der letzten Woche wieder ein bisschen nach Hause zurück gesehnt, zu einsamen Spazierwegen, die auch an sehr schönen Tagen nur von wenigen Menschen frequentiert sind. Ich liebe die Weite und die Abgeschiedenheit in der Natur, es beruhigt mein immer auf Empfang stehendes, hochsensibles „Nervenkostüm.“

Der Nachteil daran, dass wir nicht in einer Großstadt leben, sind schlechte Handynetze (obwohl es manchmal ganz gut ist, wenn man nicht erreichbar ist), langsame Internetverbindungen (daran kann ich keinen Vorteil mehr sehen) und schlechter, sehr begrenzter Radioempfang (auch blöd). Daher habe ich mir zu meinem Geburtstag in diesem Jahr ein Digitalradio gekauft, mit dem ich nicht nur regional empfangbare Sender glasklar hören kann, sondern auch meinen Lieblingssender, Klassik Radio. Neben dem Geburtstagsständchen von Ben (3): „Häpe tut ju, Mama, liebe“ und dem Ständchen von meinem Großen: „Schön das du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst“, einem tollen, sonnigen Spätsommerspaziergang, einem zauberhaften Bild einer kleinen Künstlerin und meiner Geburtstagsblume (siehe Beitragsbild), mein schönstes Geburtstagsgeschenk.

Den Auftakt macht immer mein Geburtstag Anfang September, gefolgt von Tim (10) und Ben (3). Nachdem wir nun einige Jahre keinen Kindergebrutstag für meinen Großen gefeiert haben, gab es in diesem Jahr eben diesen und eine weitere Überraschung. Tim`s Papa hat ihn an seinem Geburtstag besucht, samt Ehefrau und (Halb)Bruder. Das war was. Ich hab mich ein paar mal fast verplappert, denn ich musste ja einige Wochen das Geheimnis für mich behalten. An seinem Geburtstag hat Tim aber  große Augen gemacht, als sein Vater mit der ganzen Familie da war. Das war sehr berührend und wir haben einen schönen Tag miteinander verbracht. Ich habe eigentlich mehr mit der jetzigen Partnerin von Tims Papa gesprochen, als mit diesem selbst. Mütter verbinden Frauenthemen und so saßen wir in entspannter Runde zusammen und haben uns ausgetauscht bei einem Glas Sekt. Ich bin selten sprachlos, als sie mir dann aber ganz locker nebenbei berichtet hat, dass sie meinen Blog liest, hat es mir die selbe jedoch kurzweilig verschlagen und ich war ziemlich verlegen. Nachdem ich diesen „Schock“ verdaut hatte, habe ich mich natürlich gefreut, denn sie hat sich in meinen Texten widergefunden.

Musik rettet mich schon mal aus der ein oder anderen schlechten Stimmung, genauso wie lustige Dialoge, sowie Wortwitz:

„Halt dein Maul.“ (Ben, 3, zu Tim, 10)

„Du sollst das nicht sagen, dass weißt Du doch.“ (ich, augenverdrehend, zum gefühlt millionsten Mal zu Ben)

„Danke, Tim, dass du ihm das beigebracht hast.“(ich tierisch genervt zu Tim)

„Halt die Zähne.“ (Ben zu mir)

Auch diese Wortwechsel machen mir gute Laune:

„Was hast du da?“ (fragt mich Ben, als er sieht, dass ich mir mit Wascherde das Gesicht wasche)

„Das ist Wascherde.“ (ich zu Ben)

„Ah, Waschärger.“ (Ben zu mir)

Alle guten Dinge sind drei, auch bei unseren „Familiengesprächen“:

„Ich bin total vergesslich.“ (ich, nachdem ich vergessen hatte, den Herd anzuschalten)

„Ich bin auch hässlich.“ (Ben zu mir, der mich falsch verstanden hatte)

Der September ist noch VOR dem Dezember der schlimmste Monat im Jahr für mich. Nicht nur unsere 3 Geburtstage halten mich auf Trapp, nein, das neue Kindergartenjahr und die Schule fangen an. Im letzten Jahr hatten wir zusätzlich zu den Elternabenden, die in diesem Monat immer statt finden für 2 Kinder, Läuse. In diesem Jahr sind wir davon zumindest verschont geblieben, dafür ist die Spülmaschine kaput und ich hatte die Taufe von meinem Kleinen am 01.10.17 angesetzt (eigentlich war diese für August geplant, aber da waren wir ja kurzfristig mal weg, auf Mutter-Kind-Kur).

September ist somit der Monat, mit dem Rhythmus, mit dem ich nicht immer mit will, aber leider immer mit muss.

Im Alltag ist es toll, wenn ich aus trüben oder genervten Gedanken gerissen werde durch ein Lied, vor allem wenn die Tage so voll sind wie im September. Musik kann ich mir natürlich auch leichter her holen (mal abgesehen vom schlechten Empfang), als den spontanen Wortwitz meiner Kinder. Es gibt Phasen, da höre ich Lieder besonders oft und dann höre ich sie manchmal jahrelang nicht mehr.

Vor ein paar Tagen hat er mich dann gerettet aus einem Septembertief, Caruso. Ich saß genervt am Abendbrottisch, und Pavarotti sang den Caruso von Lucio Dalla . In Lichtgeschwindigkeit war ich in einer anderen Welt. Interessanterweise hatte ich schon einige Wochen davor immer wieder an dieses Lied gedacht und daran, dass ich es gerne wieder einmal hören würde, jedoch zu faul, die CD herauszusuchen, auf der das Lied drauf ist. Denn es ist ja September, da ist der schnelle Rhythmuss, mit dem ich immer mit muss und daher keine Zeit habe um CD`s zu suchen, die ich vor 20 Jahren zum lezten Mal angehört habe.

Dieses Lied, dass ich bis jetzt nur kannte in der Version, in der Lucio Dalla und Luciano Pavarotti es im Duett singen, gibt es auch in einer Version, in der Lucio Dalla es alleine singt und da erfüllt es mich noch wesentlich mehr. Das kommt wahrscheinlich daher, dass Lucio Dalla es als seine ganz persönliche Homage an den Tenor Enrico Caruso (1873-1921) geschrieben hat.

Ich verbinde mit diesem Lied laue Sommernächte vor gut 25 Jahren, in denen ich dieses Lied laut gehört habe mit offener Balkontüre und damit auch die Nachbarn, sowie die Gäste im gegenüberliegenden Tagungshotel (in dem ich damals meine Ausbildung als Hotelfachfrau absolvierte) „beschallt“ habe. Beschwerden gab es nie. Kein Wunder, es ist einfach ein wundervolles Musikstück.

Der „Caruso“ hat  mich also rausgeholt aus meinem zu schnellen, genervten Septemberrhythmus und hat mich erinnert an Momente des völligen eins sein mit dem Leben.

Und wenn wir die ganze Welt durchreisen, um das Schöne zu finden: Wir müssen es in uns tragen, sonst finden wir es nicht.

Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882)

amerikanischer Geistlicher, Philosoph und Schriftsteller

 

Mit was holst Du Dich aus trüben Gedanken oder einem stressigen Alltag?

3 Gedanken zu “Caruso zum Abendbrot – Stimmungswechsel auf Italienisch

  1. andreasclevert schreibt:

    Ich finde es auch immer komisch, wenn aus dem privaten oder beruflichen Umfeld Dich jemand auf den eigenen Blog anspricht (weswegen ich auch nicht mit richtigem Namen blogge, da sollten Blogangelegenheiten und Berufsangelegenheiten getrennt bleiben). Aber die Neue des Ex, die gerade ja wohl auch Deinen aktuellen Text liest. Schon komisch. Hoffentlich weiterhin ohne Schere im Kopf…

    Gefällt 1 Person

    • Mama streikt schreibt:

      Die neue vom Ex, sie ist ja schon „lange neu“ (5 Jahre), daher muss ich nicht mit einer Schere im Kopf rechnen (hoffe ich). Es ist tatsächlich komisch, zu wissen, dass sie mitliest, aber ich verdränge das, sonst kommen nur verkrampfte Texte dabei heraus. Ich habe auch überlegt, den Blog ganz anonym zu halten, dass kann ich aber nicht, dass behindert mich beim Schreiben, es stört sozusagen meinen „Schreib-Flow“. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende.

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