Das besondere und berührende für mich an meinen Kindern ist ihr Blick für die kleinen Dinge, die ihnen wichtig sind. Manchmal entstehen daraus im Alltag witzige Situationen.
Mein großer Sohn hat zwischen 2 und 7 Jahren von jedem Spaziergang ein Stöckchen mitgebracht und Steine. Die wurden dann vor der Haustüre, auf dem Balkon (Stöcke) oder im Kinderzimmer (Steine) aufbewahrt. Die Fundstücke wurden unter Umständen nie wieder benutzt, aber Hauptsache, sie waren da und wehe, wenn ich sie in einer mich des Öfteren befallenden „Aufräum-Wut“ habe verschwinden lassen.
Ja, ich gebe es zu, wenn mir das „Jagen und Sammeln“ meiner Söhne zu viel wird bzw. besser gesagt, wenn mir selbst gerade alles zu viel ist, muss ich aufräumen und dann werfe ich auch mal was ungefragt weg. Wenn meine Kinder dann die Sachen suchen, sage ich ganz unschuldig, dass ich nicht weiß, wo das gerade gesuchte 95.000 Stöckchen abgeblieben ist.
Blöd ist nur, wenn mich meine Kinder erwischen beim heimlich wegwerfen oder, noch besser, wenn sie die weg geworfenen Sachen dann wieder aus dem Müll holen und mich mit vorwurfsvollen, großen Augen anschauen. So geschehen am Montag. Ich hatte also „Aufräum-Wut“ und habe allerlei weggeschmissen, unter anderem auch ein gelbes Post-it, auf das irgendwas draufgemalt war – so ganz genau habe ich nicht geschaut.
Später als ich im Keller war, um Wäsche aufzuhängen, kam mein Kleiner in den Keller mit einem gelben Zettel in der Hand, den er zärtlich an seine Wange hielt. Er sagte: „Brauch is! Mein Handy is! Von Mimi is!“ Mein großer Sohn (Spitzname Mimi) hatte für den Kleinen ein Handy gemalt auf ein gelbes Post-it (siehe Beitragsbild). Diesen Schatz hatte ich heimlich in den Müll wandern lassen. Als ich ihn so dastehen sah, das verknitterte Post-it liebevoll an die Wange gedrückt, wurde mir ganz warm ums Herz und das schlechte Gewissen wuchs.
Nachdem ich nun also mein Ipinaner-Ehrenwort (Wortunfall des Jüngsten) geben musste, dass ich das Post-it mit dem Handy niiiemaaals mehr wegwerfe, haben wir den Tisch fürs Abendbrot gedeckt.
Nach dem Abendessen setzte ich den Kleinen normalerweise in den Laufstell zum Bücher anschauen. Mein Großer geht dann ins Bad um sich bettfertig zu machen. Manchmal verstoße ich aber gegen meine eigenen Regeln. Am Montag habe ich den Kleinen nicht in den Laufstall gesetzt (schlechtes Gewissen?), was zur Folge hatte, dass er seinen großen Bruder im Bad geärgert hat und dann auf die glorreiche Idee gekommen ist, sich gleich mit dem Großen auszuziehen. Die Windel musste natürlich auch mit weg. Mit Stolz geschwelter Brust, kam er unten nackt in die Küche. Ich sagte mahnend zu ihm, dass er jetzt, wenn er Pipi muss, aufs Klo gehen soll, weil er keine Windel mehr dran hat. Das Kind nickte ernsthaft und rannte in Blitzgeschwindigkeit zu seiner Kinderküche. Dort nahm er das herausnehmbare Spülbecken, setzte sich auf den Boden und zielte, als hätte er niemals anders gepinkelt, ins Spülbecken der Kinderküche. Halleluja! Das alles ging so schnell, dass ich gar nichts machen oder sagen konnte. Als das Pipi feinsäuberlich, ganz ohne dass was daneben ging in der Kinderspüle gelandet war, konnte ich auch nicht mehr böse sein und musste mir sogar mein Lachen verkneifen.
Am Donnerstag fragte ich mit vernebeltem, brummenden Kopf (Sommergrippe ☹) meinen Großen: „Wie war es heute im Freibad.“ Tim sah mich entgeistert an und ich musste lachen. Ich wollte ihn fragen, wie es in der Schule war. Aber irgendwie war ich kurzfristig viral bedingt geistig umnachtet und habe anstatt nach der Schule, nach dem Freibad gefragt. Ben hatte in der Zwischenzeit sein halb gegessenes Wienerle ins Ohr gesteckt. Ich ermahnte ihn, dass das Wienerle nichts im Ohr zu suchen hat. Er sah mich an und erwiderte: „Is Ohrring.“ Aha!
Zu unserem Einschlafritual gehört bei meinem Kleinen, dass ich ihm eine Geschichte vorlese. Tim will das mit 9 Jahren leider nicht mehr. Ich habe das immer sehr gerne gemacht. Ben suchte sich nun am Donnerstag das Buch mit den Weihnachtsliedern aus, die ich ihm bis vor kurzem auch wirklich immer noch vorgesungen habe in der Hoffnung, dass er irgendwann genug davon hat. Hatte er aber nicht. Ich sollte bei 30 Grad Hitze mit Sommergrippe Weihnachtslieder singen und habe gestreikt. Wir haben uns dann auf Frau Holle geeinigt.
Kinder sind ja manchmal hartnäckig in ihren Vorhaben und Wünschen. Ben hat dann am Samstag seinen großen Bruder dazu gebracht mit ihm die Weihnachtslieder zu singen. Sie saßen in der Küche und sagen lauthals querbeet von „Oh du fröhliche“ bis hin zu Kling, Glöckchen klingelingeling“. Zum Regenwetter hat es dann irgendwie gepasst, mit ganz viel Phantasie wäre Weihnachten vorstellbar gewesen. Danach sind wir in den Drogeriemarkt gegangen um unseren Monatseinkauf zu machen und Ben sang im Einkaufswagen sitzend: „Oh Du fröhliche“. Die Leute im Laden haben ein bisschen komisch geschaut. Aber an Weihnachten Weihnachtslieder singen kann jeder, wir können es mittlerweile ganzjährig.
Ja, und wie war das nun, mit den Blitzefingern? Ich hatte mir unlängst die Fingernägel mit Klarlack lackiert. Mein Jüngster sah das und sagte zu mir: „Is will Blitzefinger.“ Zu Befehl!
So ist das mit den kleinen Dingen des Lebens bei uns.
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