Guten Morgen alle zusammen,
heute ist unser 8. Netzprotest-Sonntag zu #carearbeitmusssichtbarwerden.
Ich widme diesen Sonntag allen, die in dieser Woche krank waren (wie ich) und dennoch ihren Sorgeaufgaben nachgekommen mussten als Eltern oder pflegende Angehörige. Ja, dass gehört leider dazu, wenn Kinder oder kranke Angehörige von einem abhängig sind, kann man nicht einfach so im Bett liegen bleiben. In meinem Fall hieß es natürlich einkaufen zu gehen, zu waschen und den Kleinen jeden Tag in den Kindergarten zu bringen und das auch, als ich Fieber hatte.
Meine Jungs (3 und 10 Jahre alt) sind immer etwas irritiert, wenn sie merken, das ich so krank bin, dass ich mich ins Bett legen muss. Kinder verunsichert so eine Situation immer, besonders schwierig ist es jedoch für sie, wenn kein weiterer Erwachsener mit im Haus lebt.
Eine lustige Situation in dieser Woche als ich krank war, gab es aber auch. Ich lag im Bett und wollte meinem Kleinen vorlesen, wie jeden Abend. Leider hatte ich so starken Hustenreiz, dass das dies fast nicht möglich war. Mein Kleiner sagte trocken zu mir: „Mamaaaa, nis koootzen ins Bett.“ Nein, natürlich nicht! Ich brauchte vor dem Weiterlesen zuerst etwas zu trinken und hilfsbereit wie Kinder manchmal sind, hat mir der Kleine dann seine geliebte Nuckelflasche mit Fencheltee angeboten. Ich holte mir einfach heißes Wasser zum trinken (hilft bei mir am besten) und konnte die Geschichte dann lesen, wenn auch nur eine kurze.
Meine treuesten Begleiter in dieser Woche waren Wärmflasche, Globuli, Kamillenblüten, Lutschpastillen, Hustensaft und Taschentücher. Ich habe diese Dinge immer zu Hause für die Kinder, damit ich im Krankheitsfall sofort reagieren kann. Diesmal war es für mich gut, dass alles da war.
Krankheitsbedingt musste in diesen Tagen mein Artikel über Care-Arbeit und meine E-Mail an die mittlerweile über 13.000 Unterstützer/innen ausfallen, weil ich einfach keine Kraft hatte.
Die Petition zum Fürsorgegehalt wurde in der letzten Woche (am 05.01.2018) nochmals von Campact e.V. via Facebook beworben. Da ich das diesmal rechtzeitig gesehen habe, konnte ich auch die Kommentare mitverfolgen zu dieser Anzeige. Die meisten negativen Äußerungen das Fürsorgegehalt betreffend kann man mit dem Kommentar einer Userin beschreiben: „Habt ihr sie nicht mehr alle, dass ihr dafür Geld wollt?“
Nun, ich denke schon, dass ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin, vielleicht mehr denn je und nur kurzfristig, krankheitsbedingt abgeschwächt. Die Pflege von Angehörigen und die Erziehung von Kindern braucht Zeit und sie darf nicht in Armut führen. Besonders schnell kann das passieren bei Eltern und pflegenden Angehörigen, wenn sie alleine verantwortlich sind und keinen Job haben, der zur Familiensituation passt.
Auf meinem Blog habe ich von einer Leserin einen Link zugesendet bekommen für einen Artikel, der mich sehr begeistert hat. Es geht hier darum, dass die Verfasser mitteilen, dass wir ein Grundeinkommen benötigen UND, dass auch private Pflege- und Sorgearbeit entlohnt werden muss. Der Artikel spricht mir so was von aus der Seele, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). Ich hoffe sehr, dass Ihr ihn alle lest. JETZT!
Hier geht es zum Text „Gutes Zusammenleben im ausgehenden Patriarchat“ (Gedanken von Antje Schrupp, Christof Arn, Dorothee Markert, Ina Praetorius, Michaela Moser, Ursula Knecht-Kaiser, Angela Berlis, Maria K. Moser): https://guteslebenzwei.wordpress.com/
Zitat 1 aus dem o. g. Text:
„Damit das Leben der Neugeborenen gelingen kann, versprechen wir ihnen Nahrung, Obdach, menschliche Nähe, körperliche und geistige Entfaltungsmöglichkeiten, ein Leben in Würde. Solche Versprechen einzulösen und die dazu nötigen Ressourcen bereit zu stellen, ist nicht nur Sache der Eltern, sondern der ganzen Gesellschaft. Es ist die primäre Aufgabe der Politik. Denn Politik bedeutet, mit dem Lebensraum Erde und allem Lebendigen sorgsam umzugehen und das Zusammenleben der Menschen so zu organisieren, dass alle in größtmöglicher Sicherheit, Eigenständigkeit und Zugehörigkeit leben und gleichzeitig ihre unverwechselbaren Beiträge zum guten Zusammenleben leisten können.“
Zitat 2 aus dem o. g. Text:
„Wir sehen zwei Notwendigkeiten: Zum einen sollen Menschen, die für das Zusammenleben ersichtlich notwendige Leistungen erbringen, ein eigenständiges Einkommen erhalten, das gutes Leben ermöglicht. Zum anderen soll jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, selbst wenn sie nicht fähig oder willens sind, etwas zu leisten, das für andere als sinnvoll erkennbar ist, in Würde leben können. Zumindest in (post)modernen Dienstleistungsgesellschaften ist es möglich, beide Forderungen zu erfüllen.“
Es ist unabdingbar, dass die privat Care-Arbeit neu bewertet wird. Sie darf nicht mit der Einführung eines BGE wieder als Privatsache abgetan werden! Anhand von einem Beispiel möchte ich Euch das verdeutlichen. Ich bin seit 3 Jahren gerichtlich bestellte, ehrenamtliche Betreuerin von einem knapp 60-jährigen Mann. Dieses Ehrenamt kann ich jederzeit einfach niederlegen. Meinen Erziehungsauftrag als Mutter von 2 Kindern kann ich jedoch nicht einfach aufgeben. Wie oben schon erwähnt hoffe ich sehr, dass Ihr den (nicht sehr langen) Artikel lest und darüber diskutiert. Gesellschaftliche Veränderung in diesem Punkt kann nur von uns ausgehen, den Bürgern.
Gerne dürft Ihr Eure Blogartikel zu #carearbeitmusssichtbarwerden hier in den Kommentaren verlinken
oder
auf der Facebookseite der Petition Care-Arbeit ist Arbeit (https://www.facebook.com/carearbeitistarbeitfuersorgegehaltjetzt/) posten
oder
auf der Facebookseite von Mama streikt (https://www.facebook.com/Mamastreikt/) posten
oder
auf Twitter posten und ich retweete sie dann (auf Twitter bin ich @Mamastreikt)
Ich wünsche Euch eine gute und vor allem gesunde neue Woche und hoffe, dass sich nächsten Sonntag (21.01.2018) wieder viele am (vorletzten) Netzprotest zu #carearbeitmusssichtbarwerden, beteiligen.
Herzlichst, Claire Funke