Ich kann mich nicht erinnern, so häufig in meinem Leben im Freibad gewesen zu sein, wie in diesem Sommer 2018. Da wir eine Dauerkarte haben, die immer für eine Freibadsaison gilt, können wir so oft gehen, wie wir möchten. Der Einzeleintrittspreis von 7,70 Euro für mich und den Großen (der Kleine kostet noch nichts) wäre tatsächlich in diesem Sommer unerschwinglich gewesen für uns.
Ich würde das Freibad auch als unser zweites (Sommer)Wohnzimmer beschreiben. Hier treffe ich Menschen, die ich sonst das ganze Jahr nicht sehe. Die eingefleischten Freibadgänger sind nämlich immer die gleichen und dann kommen natürlich noch viele andere dazu, gerade wenn es so heiß ist. Leider. Denn eigentlich mag ich es lieber, wenn es nicht so voll ist.
Ich beobachte unheimlich gerne Menschen. Manchmal in meinem Leben war es glaube ich auch so, dass ich zu viel beobachtet habe und zu wenig „gelebt“. Beobachten ist auf eine ganz bestimmte Art und Weise sicherer als selbst „mitmischen“ im Leben. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Meine Alltagsbeobachtungen aus dem Freibad eignen sich aber gut für einen Blogbeitrag, daher teile ich mit Euch heute einige davon.
Wir leben im Frankenwald und obwohl ich ziemlich Hochdeutsch spreche, wenn man von dem fränkisch gerollten R absieht und den Wörtern, die sich in meinen Sprachschatz geschlichen haben aus den Jahren, als ich in Baden gelebt habe, mag ich den fränkischen und den badischen Dialekt unheimlich gerne. Franken ist meine Heimat und kennzeichnend für das Fränkische ist das gerollte R und das T, dass wie ein D gesprochen wird. Im Freibad habe ich einem Mann zugehört, der seine Vorliebe für „Schälla“ mit seinem Zuhörer geteilt hat, was mich sehr amüsiert hat. Es ging dabei darum, wie er sein Fleisch beim Metzger gerne verpackt hat, nämlich nicht in „anner Düdn“, sondern in „an Schälla“. Das war herrliche Mundart, und bühnenreif. Humorvoller Alltagsmoment.
Wir wohnen hier in einer Kleinstadt und daher war der meist gehörte Satz im Freibad nach „Mamaaa, kannst Du…? “, folgender: „Du warst doch in der Zeitung…..!“. Die Petition zum Fürsorgegehalt und der Blog wurden in einem großen Artikel in der Lokalzeitung erwähnt am 12.05.2018. Das hatten anscheinend viele gelesen. Freudiger Alltagsmoment.
Was mich sehr gewundert hat, weil es mir das erste mal im Freibad aufgefallen ist, war, dass es (kleinere) Kinder gab, die mit dem Handy gespielt haben. Im Schwimmbad! Außerdem habe ich Eltern beobachtet, die sogar ein Tablett dabeihatten, damit das Kind einen Film ansehen kann. Im Schwimmbad! Wir schauen natürlich auch Filme und im Winter sind das manchmal auch sicher zu viele Stunden. Aber im Schwimmbad, wo es so viele Möglichkeiten der Beschäftigung gibt, versehe ich tatsächlich nicht, wofür es Tablett und Handy braucht, damit die Kinder Spaß haben. Verwunderter Alltagsmoment.
Möglicherweise habt Ihr Euch schon mal gefragt, woran Ihr die eingefleischten Freibadgänger erkennt? Es sind die, die bei den ersten Regentropfen NICHT alles zusammenpacken und die Flucht ergreifen. Wir hatten Glück in diesem Jahr, denn es hat meistens sofort wieder aufgehört zu regnen. Lediglich zweimal hat es uns eingeregnet. Wenn dann die Tropfen gleichmäßig auf den Sonnenschirm prasseln und ich darunter sitze und dem Regen zusehe, sind das schöne, friedliche Momente, die ich sehr mag. Natürlich hat es auch einen großen Vorteil, wenn die Menschen fluchtartig das Freibad verlassen wegen ein paar Regentropfen: Es ist danach wunderbar leer. Friedliche Alltagsmomente.
Es gibt einige Frauen in unserem Freibad, die ganz super dafür sorgen, dass es überall sauber ist. Damit keine Zigarettenkippen auf dem Rasen liegen, gibt es sogar Aschenbecher, die man an seinem Platz einfach in die Erde stecken kann. Warum es dann Raucher gibt, die ihre Kippen genau daneben ausdrücken und diese auch noch liegen lassen, so dass sie von den Damen in der Reinigung wieder aufgelesen werden müssen, kann ich nicht verstehen. Ärgerlicher Alltagsmoment.
Der Große (10) ist mittlerweile ein sehr guter Schwimmer und in dieser Saison das erste Mal öfters alleine, ohne mich, ins Freibad gegangen. Wir wohnen nur 5 Gehminuten entfernt und obwohl ich so oft im Schwimmbad war, wie noch nie in meinem Leben, hatte ich häufig am Nachmittag noch zu tun. Im Juli kam der Große allerdings einmal total aufgelöst nach Hause, nachdem er alleine los gegangen war. Er hatte sich einen vorderen Schneidezahn, bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Kind auf der Wasserrutsche, abgebrochen. Da hieß es dann den nächsten Arbeitstag umorganisieren, da wir sofort am nächsten Morgen zum Zahnarzt gefahren sind. Aufregender Alltagsmoment.
Ich liebe die späten Nachmittags- und Abendstunden im Freibad. Es ist nicht mehr so voll und das Licht ist sanft. Einfach unglaublich schön. Kurz vor der Schließzeit, werden die Müllsäcke im gesamten Schwimmbad eingesammelt vom Bademeister, mit einem kleinen „Traktor“ samt Anhänger. Kleiner hatte immer Angst vor dem „Traktor“, wie er ihn genannt hat und ist immer mit schreckensgeweiteten Augen zu mir gelaufen, wenn er ihn gehört hat. Aber nun ist er größer und hat das überwunden. Er fuhr sogar vor zwei Wochen einmal mit, mit seinem „Lieblings-Bademeister“, auf dem „Traktor“. Ich habe mich schlapp gelacht. Lustiger Alltagsmoment.
Unsere Freibadmomente in Bildern könnt Ihr auf Instagram und Twitter unter dem #Freibadglück ansehen. Einige schöne Bilder habe ich für Euch rausgesucht:

Kleiner: „Mama, sau ma, ein Ast bis in den Himmel. Der kann die Wolken kitzeln.“

Umkleidekabinen-Besetzung – JETZT! Eine Lieblingsbeschäftigung des Kleinen.

Dieses Licht!

Mit der stibitzten Sonnenbrille vom großen Bruder, dem Hut, verkehrt herum auf dem Kopf und der Brillenhülle als Handschuh, ist der Weg ins Freibad ein Klacks.

Die stillen Momente.

Kleine Brüder machen nicht immer, was große Brüder sagen. Leider.

Ob meine Follower auf Twitter und Instagram Mittlerweile den Kopf schütteln, wenn ich fast täglich ein Bild vom Sonnenuntergang im Freibad poste? Jedenfalls kann ich nicht anders. Es ist einfach zu schön. Und die Freibadsaison ist leider bald vorbei.
Ach ja, und für die, die zu Ende gelesen haben, noch die Übersetzung von dem fränkischen Wort „Schälla“. Das ist ein Schälchen, in dem Fall war ein kleines Plastikschälchen mit Deckel gemeint. Mit „Düdn“ bezeichnen wir eine Tüte.
P.S.: In eigener Sache suche ich Aufträge als virtuelle Assistentin (Infos unter http://www.clairefunke.de). Das Schreiben von Texten zu verschiedenen Themen gehört auch noch zu meinem Repertoire (z. B. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Care-Arbeit, Medizin, Arbeitsmarkt, Essen und Trinken). Extremalleinerziehend würde ich am liebsten im Homeoffice arbeiten, gerne auch festangestellt. Freiberuflich geht aber auch. Andere Arbeitsvariationen sind möglich. Schließlich bin ich flexibel. Meistens. Anfragen nehme ich gerne an unter: info@mamastreikt.de