Über Verletzlichkeit: Leben und Sterben

Unlängst fragte mich mein großer Sohn beim Abendessen: „Wie möchtest Du beerdigt werden?“ Ich antwortete ihm, dass es am besten wäre, wenn ich verbrannt werden würde, weil eine Urnenbestattung billiger ist als eine Erdbestattung. Das ist die eine, rationale Seite in mir. Ich bin ein praktischer Mensch und möchte weder, dass mehr Geld als nötig ausgegeben werden muss für meine Beerdigung, noch dass meine Kinder viel Arbeit haben mit meinem Grab. Ich hoffe, dass sich meine Söhne gerne an mich erinnern werden und möchte nach meinem Tod keine (vielleicht) lästige Pflicht sein, weil mein Grab Pflege benötigt. Außerdem liebe ich die Natur und den Wald. Daher ist im Moment mein Wunsch in einem Bestattungswald beerdigt zu werden. Da gibt es aber einen Zwiespalt in mir: Ich fürchte mich davor, verbrannt zu werden. Von daher würde ich eventuell eher zu einer Erdbestattung tendieren. Ich sprach an diesem Abend mit meinen Kindern über die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten, diese zwei Seiten in mir und meine Hoffnung, dass ich in der mir noch verbleibenden Lebenszeit, die Angst vor dem verbrannt werden, überwinden kann. Leben ist ein Prozess. Sterben und der Tod auch.

Wir haben in den letzten Monaten häufiger über den Tod gesprochen. Ich nehme mir immer Zeit, wenn meine Kinder Fragen stellen und ich versuche diese wahrheitsgemäß und altersgerecht zugleich zu beantworten. Vielleicht ist die Pandemie ein Grund dafür, dass sie im Moment häufiger Fragen zum Tod haben? Ich weiß es nicht. Wir kennen persönlich jedenfalls niemanden, der an einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben ist. Aber. Zumindest ich habe schon viele Verlusterfahrungen gemacht und muss im Moment häufiger an die Menschen in meinem Leben denken, die schon verstorben sind. Dieser Text war zuerst ein Text, den ich schon lange schreiben wollte. Im Rückblick war er dann auch ein Stück Trauerarbeit, denn die Trauer hört nie auf, sie verändert sich nur mit den Jahren.

Als ich anfing diesen Beitrag zu schreiben, war ich überzeugt, dass der Tod meiner Uroma der erste Tod war, mit dem ich als Kind im Alter von 11 Jahren in Berührung kam. Im Laufe des Schreibens erinnerte ich mich an Silvia. Sie war ungefähr so alt wie ich und starb vor meiner Uroma an einer Infektion. Warum ich die Erinnerung erst im Laufe des Schreibens erinnerte kann ich nur vermuten. Verdrängung ist ein Schutzmechanismus der Psyche und ich denke ich konnte das als Kind seelisch gar nicht richtig begreifen, dass da ein Mädchen starb, das ich kannte und das in einem ähnlichen Alter war wie ich. Der Tod von Silvia ließ ein Gefühl der Fassungslosigkeit in mir zurück, die fast meine gesamte Erinnerung an sie ausgelöschte.

Nicht jeder Tod ist gleich fordernd, einschneidend. Meine Uroma starb mit über 90 Jahren. Ihr Tod ging für mich mit der Akzeptanz einher, das alte Menschen irgendwann sterben. Wenn ich an meine Uroma denke, denke ich vor allem an ihre Gutmütigkeit und an eine Anekdote, die meine Oma und meine Mutter öfters über sie erzählten: Der Ehemann meiner Uroma hatte ihr nur erlaubt Tageszeitung zu lesen. Sie wollte aber auch Bücher lesen und daher versteckte sie diese immer hinter der Tageszeitung. Dieser Widerstand beeindruckte mich als Kind und er tut es noch heute. Mein Opa müttterlicherseits starb nach längerer Krankheit. Er hatte ein Lungenemphysen und meine Oma pflegte ihn, obwohl sie schon viele Jahrzehnte geschieden waren. Er zog in seinen letzten Lebensmonaten sogar nochmals bei ihr ein. Das ist eine schöne Erinnerung für mich und ich hoffe sehr, dass es auch in meinem Leben Menschen geben wird, die sich um mich kümmern, wenn ich es selbst nicht mehr kann. Mein Patenonkel starb nach langer Krankheit. Er hatte in relativ jungen Jahren einen sehr schweren Schlaganfall und war Jahrzehnte lang pflegebedürftig. Ich erinnere mich an ihn als lebensfrohen Menschen und sehe ihn vor meinem inneren Auge immer lachen. Emotional konnte ich diese Verlusterfahrungen ganz gut verkraften, denn der Tod war zwar nicht vorhersehbar, aber doch absehbar. Dem Sterben ging ein längerer Prozess des Abschied nehmen voraus. Das war auch traurig für mich, aber nicht traumatisch.

Mein Opa väterlicherseits starb nicht, weil er krank war, sondern weil er den Freitod für sich wählte. Während mein Vater deshalb eine große Wut auf ihn hatte, konnte ich ihn irgendwie verstehen obwohl wir uns gar nicht gut kannten. Vielleicht ist die Verbindung zwischen Menschen aber auch nicht immer (rational) erklärbar? Oder. Und das ist auch gut möglich: Vielleicht spürte ich als Kind seine innere Not, die ich selbst gut kannte. Manchmal sind die Verletzungen des Lebens so unglaublich schwerwiegend, dass die Menschen die Kraft zum Aushalten und Durchhalten einfach verlässt. Das ist sehr traurig und ich würde mir wünschen, dass wir mehr auf die Bedürfnisse von Menschen eingehen, denn ich glaube, dass dann vielleicht auch weniger Menschen diesen Weg aus dem Leben zu scheiden wählen würden. Der Freitod sollte kein Tabu sein in unserer Gesellschaft. Wir müssen darüber sprechen. Um zu verstehen.

Extrem einschneidend in meinem Leben waren für mich vor allem die Todesfälle mit denen ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht rechnete. Ich erinnere mich an Markus, der sich von uns an einem wunderschönen lauen Sommerabend verabschiedete um in einen Biergarten, zu einer Verabredung zu fahren. Auf dem Heimweg verunglückte er tödlich mit seinem Auto. Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie wir fassungslos im Freundeskreis zusammensaßen und es gar nicht glauben konnten was da geschehen war. Ich erinnere mich das wir an einem heißen, sonnigen Sommertag die Unfallstelle mit den Eltern von Markus entlangliefen und das die Predigt vom Pfarrer bei der Beerdigung so unpersönlich war, dass es mir innerlich weh tat, weil sie diesem jungen, lebensfrohen Menschen gar nicht gerecht wurde. Die unbeschreibliche Fassungslosigkeit, die ich damals mit 17 empfand spüre ich heute noch sehr deutlich, während ich diesen Text schreibe. Tränen laufen. Atmen. Trauern. Auch 29 Jahre später noch. Wenige Wochen später, im gleichen Sommer, starb Stephan. Ähnlich jung. Er hatte eine chronische Atemwegserkrankung, an der man normalerweise nicht stirbt. Er aber schon. Ich erinnere mich an ihn als einen jungen Mann der immer einen coolen Spruch parat hatte. Auf seiner Beerdigung wurde Aquarius aus dem Musical Hair gespielt und als ich vor einigen Jahren seine Schwägerin traf erzählte sie mir, dass die Eltern von Stephan nie über den Tod von ihrem Sohn hinweggekommen sind. Leben ist ein Prozess. Sterben und Trauern auch.

In diesem Sommer 1992 fühlte ich mich tief verwundet, absolut fassungslos und irgendwie auch alleine, mit der Trauer, dem Verlust, der Verletzlichkeit. Vielleicht wäre es einfacher gewesen für mich dieses völlig unerwartete Sterben zu verkraften, wenn es einen nahestehenden Menschen gegeben hätte mit dem ich die Erfahrungen hätte teilen können. Den gab es aber nicht und ich machte was ich immer tat und auch noch heute tue in meinem Leben wenn es schwierig ist: Aushalten. Weiter machen. Irgendwie.

Anfang 1993 starb Stefan. Wir machten zusammen eine Ausbildung bis er irgendwann nicht mehr zum Unterricht kam. Er hatte sich zu Hause die Pulsadern aufgeschnitten in der Badewanne. Seitdem weiß ich, dass Menschen, die nach außen hin ruhig und ausgeglichen wirken, eine so große Traurigkeit in sich haben können, die auch von sehr sensiblen Menschen wie mir nicht im entferntesten wahrnehmbar ist. Hört auf die leisen Menschen! Wir sind verletzlich. Alle. Immer. Das Wissen um meine Verletzlichkeit hat mein Leben irgendwie auch nicht leichter gemacht, denn in unserer Leistungsgesellschaft ist Verletzlichkeit eher hinderlich. Dennoch. Sie ist da. Immer.

Der zweite Mann meiner Mutter starb mit 48 Jahren Anfang der 2000er Jahre. Er fiel einfach um und hinterließ 3 Kinder. Eines davon war meine kleine Schwester. Sie war gerade 5 Jahre alt. Ich werde die verzweifelte, entsetzte, fassunglose, gequälte Stimme meiner Mutter von damals am Telefon niemals vergessen. Ich höre sie noch heute. Und ich werde mich immer an das Gespräch mit meiner kleinen Schwester erinnern als sie federleicht und verletzlich auf meinem Schoß saß, während meine Oma neben mir weinte und ich ihr erzählte, was mir ihrem Vater geschehen war. Die Welt um uns herum drehte sich weiter. Unsere blieb stehen. Auch wenn ich kein besonders gutes Verhältnis zum Ehemann meiner Mutter hatte, war dieser Tod auch ein unglaublicher Schock für mich. Wir sind verletzlich. Alle. Immer.

Zum Freundeskreis von meiner Mutter und ihrem Mann gehörte ein Ehepaar: Angie und Roland. Sie waren beide herzenswarme Menschen mit denen wir viele lustige Stunden erlebt hatten. Kurze Zeit nach dem Tod von meinem Stiefvater starben beide ziemlich schnell hintereinander plötzlich und unerwartet an Krebs. Damals machte ich gerade eine Weiterbildung in Gestalttherapie. Eine Teilnehmerin der Ausbildungsgruppe meinte zu mir: „In meinem Leben ist noch nie jemand gestorben und ich bin 46 Jahre alt.“ Obwohl das bestimmt keine Absicht war, fühlte ich mich durch diese Anmerkung noch mehr alleine mit all dem Schmerz, der Fassungslosigkeit, dem Verlust. Es gab eine Zeit, in der ich mich fragte, warum ich überhaupt noch weiterleben sollte, wenn doch sowieso alle Menschen starben. Wo war der Sinn? Es begann für mich eine Zeit des innerlichen ringen und auch hadern mit dem Leben und dem Verlust. Leben ist ein Prozess. Sterben und Trauern auch.

Meine Tante Mucki starb 2014 in dem Jahr, als mein kleiner Sohn geboren wurde. Sie war der Fels in der Brandung meiner Kindheit und ich hatte sie vor ihrem Tod nicht mehr besucht, weil ich es nicht aushalten konnte das sie durch die Alzheimer-Erkrankung für mich nicht mehr die sein konnte, die sie für mich als Kind war. Dafür schäme ich mich, denn sie hat mir wirklich sehr viel bedeutet und ich ihr auch. Glaube ich. Ihr Sterben begann schon lange vor ihrem Tod durch ihre Erkrankung und ich war noch nicht im entferntesten bereit dafür das sie für immer geht. Sie fehlt mir bis heute so sehr, dass ich beim Schreiben erst einmal innehalten muss. Atmen. Tränen laufen lassen. Trauern. Auch noch 7 Jahre später und jedes Mal wenn ich diese Textpassage erreiche. Das Leben und der Tod. Sie geschehen einfach und fragen nicht, ob du bereit bist für deren Herausforderungen. Meine liebe, intelligente, herzensgute, gebildete, pragmatische, praktische, witzige, immer verständnisvolle Tante Mucki, die es nicht ohne ihr lustig zuckendes Zwerchfell und ohne Fäden am Rock gab (sie war Näherin), sie wird Zeit meines Lebens immer in meinen Gedanken sein. Wenn ich meinen Söhnen manchmal sage, dass sie friedlich sein sollen, denke ich dabei gleichzeitig immer an sie, denn sie hat dieses Wort häufig benutzt. Und egal, was ich noch über sie schreibe in diesem Text es wird ihr nicht gerecht. Was bleibt ist: Du fehlst. Unendlich.

Die Verlusterfahrungen in meinem Leben haben mich geprägt. Ich bin mir meiner Verletzlichkeit in jeder Sekunde bewusst und meine Sensibilität dahingehend wird eher mehr als weniger, je älter ich werde. Mein Ringen mit der manchmal verletzenden Oberflächlichkeit des Lebens hat in letzten den Jahren abgenommen. Oberflächlichkeit ist etwas das ich mir ein Stück weit aneignen musste, denn nicht jede Lebenssituation braucht Tiefe und Reflexion. Während manche Menschen lernen müssen loszulassen, kam ich irgendwann an den Punkt, dass ich feststellte, dass mir loslassen gar nicht so schwer fällt, denn dazu war ich oft im Leben gezwungen. Ich lernte in den letzten Jahren, mehr festzuhalten an Bedürfnissen, Plänen, Werten, Menschen. An Dingen die mir wichtig sind. Und. Auch im Alltag begleiten mich die Erfahrungen mit dem Tod. Ich versuche daher meine Kinder immer einigermaßen friedlich und mit einer Umarmung zu verabschieden. Das gelingt mir in 99 % der Fälle. Aber das eine Prozent gibt es leider auch. Und wenn es doch einmal passiert, dass ich mit meinen Söhnen im Streit auseinander gehe, habe ich Angst, dass wir uns vielleicht nie wieder umarmen können. Ein unvorstellbar schmerzhafter Gedanke wegen einer blöden Meinungsverschiedenheit vielleicht die letzte Umarmung mit meinen Söhnen verpasst zu haben. Wir sind verletzlich. Alle. Immer.

Es gab immer nur sehr wenige Menschen mit denen ich meine Verlusterfahrungen teilen konnte. Und eigentlich gab es bisher niemandem in meinem Leben dem ich die Dimension, die Abschied, Trauer und Verlust für mich haben, begreiflich machen konnte. Vielleicht auch deshalb weil wir in unserer Gesellschaft nicht so freimütig über den Tod sprechen? Was mir geholfen hat den Tod in mein Leben besser zu integrieren war Twitter. Hier wird über Verlusterfahrungen offener gesprochen als im Reallife. Ich folge auf Twitter auch Bestatter*innen. Der Tod gehört jetzt täglich zu meinem Leben, er ist nicht mehr nur der Schrecken, der mich plötzlich und unerwartet überfällt um mich fassungslos und verwundet zurückzulassen. Ich bin jetzt nicht mehr alleine mit dem Tod und kann täglich von anderen Menschen lesen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das hilft.

In den letzten Wochen hörte ich immer wieder in den Medien, dass uns die Corona-Pandemie gezeigt hätte, wie verletzlich wir alle sind. Ich persönlich kann das so gar nicht bestätigen. Mir war meine Verletzlichkeit schon vorher sehr deutlich bewusst. Ich habe mir deshalb auch schwer getan mit der Kerzenaktion vom Bundespräsidenten im Januar, als er dazu aufrief eine Kerze ins Fenster zu stellen um der Trauer über die vielen Corona-Toten Ausdruck zu verleihen. Ich fragte mich: Was ist mit den Menschen die vorher gestorben sind? Wie fühlen sich die Angehörigen, die in einer „normalen“ Grippe-Saison oder aus anderen Gründen Menschen verloren haben und wo es keine Kerzenaktion anlässlich ihres Todes gab? War ihr Tod weniger schlimm, weil sie nicht im Rahmen einer Pandemie starben? Ich verstehe die Intention, die hinter diesen Aktionen und Gedenktagen steckt. Dennoch regt sich in mir Widerstand, denn der Tod war schon immer da und wird immer da sein. Auch nach Corona. Leben gibt es nicht ohne Sterben. Darauf können wir uns verlassen. Sicher.

Ich glaube ein Teil von meinem inneren Antrieb bei meinem Engagement private Care-Arbeit ins Zentrum der Gesellschaft zu rücken, geht auch auf diese vielen Verlusterfahrungen zurück. Die Bewusstheit darüber das wir alle verletzlich sind und Bedürfnisse haben kommt mir zu viel zu wenig vor im gesellschaftlichen Diskurs. Obwohl nicht jede Krise eine Chance ist, weil Krisen einen so verwundet zurücklassen können, dass es schwer sein kann so innerlich verletzt weiterzuleben, hoffe ich doch, dass die Bedürfnisse der Menschen durch die Corona-Pandemie mehr Bedeutung bekommen.

P.S.: Wenn Ihr meine Arbeit zur Anerkennung und zum sichtbar machen der privaten Care-Arbeit unterstützt freue ich mich sehr. Hier geht es zu PayPal: https://paypal.me/ClaireFunke

P.P.S: Lesenswerte Beiträge zum Thema Care-Arbeit:

  • Beitrag von Sebastian Thieme bei Makronom: „Das hier kritisierte binäre und abstrakte Denken greift nicht nur bezogen auf das Verständnis von „Staat“ zu kurz, sondern auch mit Blick auf das Verständnis von „Wirtschaft“. Es erschöpft sich nämlich auf die Extreme „Staat(swirtschaft)“ und „Markt(wirtschaft)“, wobei die Bereiche der Versorgungsökonomie (Care, Hauswirtschaft usw.) und der gemeinnützigen Sozialwirtschaft (Non-Profit-Ökonomie) ausgeblendet bleiben. Dabei sind vor allem die Care-Tätigkeiten für eine „Marktökonomie“ und für Nachhaltigkeit fundamentale Voraussetzungen.“
  • Aus dem Text von Ina Praetorius im Handelsblatt: „Die Ökonomin Mascha Madörin hat errechnet, dass man den Frauen in der Schweiz jedes Jahr rund 100 Milliarden Franken vorenthält. Etwa ein Viertel davon entfällt auf die übliche Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern, der Rest auf die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit.“
  • Oda Hassepaß schreibt im derFreitag: „Dieser Übermutter-Vorwurf ist nur ein weiterer Pranger für Frauen – und unpolitisch. Es kann nicht Aufgabe von Individuen sein, das gesellschaftliche Ungleichgewicht von Arbeit und Sorgearbeit auszugleichen.“

Beitragsbild von Hans Braxmeier auf Pixabay

5 Gedanken zu “Über Verletzlichkeit: Leben und Sterben

  1. Christa P. Meist schreibt:

    Danke für diesen Beitrag. Mit dem Gedanken, dass es Leben ohne Sterben nicht gibt, dass Leben immer vom Tod bedroht ist, lebe ich schon immer. Warum dies so ist weiß ich nicht. Weder individuell noch auf alles Lebendige bezogen. Jeder neue Lebenstag ist ein Frage persönlichen Glücks. Selbst die überlegteste und gesundheitsbewussteste Lebensweise kann daran etwas ändern. Die gegenwärtig in die Welt gesetzte Verängstigung macht mich deshalb zornig. Sie entzieht vielen Menschen die Grundlage dafür, das Lebendigsein, das Am-Leben-sein als eine persönliche Bereicherung zu empfinden, obwohl es für deren Fortdauer keine Garantie gibt.

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  2. Sarah (mutter-und-sohn.blog) schreibt:

    Liebe Claire, ein wunderbarer Text. Der Teil mit deinem Stiefvater hat auch mich schlucken lassen. Vielleicht, weil ich selbst meinen Vater jung und plötzlich verloren habe. Seitdem begleitet mich auch das Bewusstsein: das Leben ist vergänglich. Und kostbar. Für diese – eigentlich immer unterschwellig präsente – Wahrnehmung bin ich durchaus dankbar. Ich verschiebe wenig. Lebe intensiv, bin oft dankbar. Sowohl für die schönen, als auch für manche schmerzhafte Erfahrungen, die mir immer wertvolle Lehren waren. In meinem Buch „Alleinerziehend – und nun?“ schreibe ich: „Trauer endet nicht mit dem Zustand, traurig zu sein. Und Freude beginnt nicht erst dort, wo alle Trauer überwunden ist.“ Das ist für mich immer noch wahr.
    Herzlichen Gruß, Sarah

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